Ich bin auf einer Insel.

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Seit zwei Tagen hab ich schnelles Internet, dünne Socken und Stadtleben eingetauscht gegen ein kleines Cottage auf der schottischen Insel Mull mit Kaminöfchen. Bisher hab ich schon einen riesigen Hasen gesehen (sah eher aus, wie ein Reh mit langen Ohren und Pfoten), Möwen, große Vögel, die ich noch bestimmen muss, eine Miez, mehrere Hühner und Kühe. Ich hab meine Gummistiefel dreckig gemacht, mir 5 Notizbücher gekauft, bin mit dem Auto durch knöcheltiefe Schlaglöcher gebrettert und am Morgen gibts stilecht Earl Grey. Über die vier Wochen Abenteuer schreibe ich wöchentlich bei kleinerdrei, zwischendurch hier und auf twitter. Fotos kann man hier so sehen.

Ein Sonntag in Wien.

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Heute ist es schön. Sonntagswetter. Ich öffne die Fenster weit um die kalte Wohnung von der Herbstsonne wärmen zu lassen. Dann hopse ich wieder zurück ins Bett, schnappe mir die Biografie “My Life in France” von Julia Child. Den Morgen verbummle ich zwischen Bettdecken in Paris, von der Straße dringt Schuhgeklapper von gut gelaunten Menschen herein.

Die Sonne kitzelt mich letzendlich aus dem Bett und ich spaziere eine alte Gasse in Wien hinunter. Der Markt ist geschlossen, die Häuschen sind zu. Hinter den Türen warten Blumen und Plüschschuhe, Kaffee und Wein auf Montag.

Im Café tapst eine Taube vor mir hinein und muss mit Geschirrtuch behutsam wieder nach draußen bugsiert werden, als sie die Fenster mit Freiheit verwechselt. Mein Mitretter und ich bekommen ein Kuchenstück aufs Haus. Ich schreibe mit Bleistift Geschichtenschnipsel auf Papier und trage sie herum.

Der Park ist sonnendurchflutet und die Menschen saugen gierig die Erinnerung an den Sommer auf. Pärchen liegen auf der Wiese und kuscheln. Ein kleines Kind läuft seinem Papa in die Arme und plappert los. Vier Männer spielen Tischtennis. Ein Mann liegt mit dem Rücken auf einer Bank, liest Zeitung, die er in den Himmel hält. Drei Frauen spazieren rauchend am See entlang. Mutter und Tochter sitzen zusammen und machen Handyvideos, an ihnen fährt ein Mädchen mit Skateboard vorbei. Ein Junge liegt im Gras und hört Musik. Ein älteres Paar spaziert langsam bei den Enten vorbei. Ein kleine Kind singt Ich will ein Schnitzel, Schnitzel, Schnitzel.

Der Springbrunnen pustet Wasser in die Luft, es riecht nach Juni. Ich halte die Nase in die Luft und schließe kurz die Augen. Kinderkreischen mischt sich mit  Taubengurren, Gesprächsfetzen streifen mein Ohr, Kirchenglocken läuten im Hintergrund. Um mich herum so viele Geschichten, so viele Menschen, deren Leben sich kurz berühren. Augenblicke, die wir kurz teilen. Ein Blick, ein Lächeln. Ich öffne die Augen und beobachte, wie die roten Blätter eines Baumes im Sonnenlicht baden. Das Kind hat ein Schnitzel bekommen.

Eine Ente quakt.

ausreißen

herz_moeve
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Ihr ganzer Körper sehnte sich. Jede Zelle von der Wirbelsäule zum linken Ohrläppchen, zu den rauen Ellenbogen, ihren Lippen, über die Zeigefingerkuppen, die knubbligen Zehen, zu ihren Eckzähnen und zum weichen Flaum unter ihrem Bauchnabel
sang das fiebrige Lied vom schwarzen Vogel, von Himmel und Gras und Küssen und warmen Händen. Es setzte sich in ihre Knochen, ins Mark.

Und alles, was sie tun konnte war, die leisen Tränen aufzufangen, und zu versuchen,
ihr ausreißendes Herz festzuhalten.

Merida kurz.

Wenn man fast vom Kinosessel rutscht vor Lachkrämpfen, sich verstohlen Tränen aus den Augen wischt, während man schon wieder vor lauter nichtzufassender rotschöpfiger Niedlichkeit dem nächstbesten in die Wangen kneifen möchte, dann ist das schon sehr viel, was man von einem Kinobesuch erwarten kann. Die Mischung zwischen dem Witz und Pfiff von Pixar gepaart mit Disneys Märchenhaftigkeit und rührigen Liedern hat wieder aufs Beste geklappt! Dann kneift man auch ein Äuglein zu, wenn manchmal etwas zu tief in der kitschigen Moralkiste herumgegraben wurde.
Wer dazu bereit ist und in Kauf nimmt, spätestens nach diesem Film sich heißblütig entweder eigene rothaarige Lockenkinder oder einen eigenen Bogen wünscht: Hingehen!

dem morgen entgegen

lautlos tanzt die katze von baum zu baum, wetzt übermütig ihre scharfen krallen an rauer rinde.
das fell vom wind zerzaust, die ohren gespitzt wartet sie auf einem ast sich niederstreckend.
blickt ihr entgegen mit nachtblauen augen.

immer wenn sie nah ist,
lässt sie sich fallen
zu ihr und reibt den kopf an ihrer hand.
gemeinsam streichen sie durch die nacht,
zerrupfen nachtnebel,
verwuscheln gras,
pirschen sich an
die dämmerung.

sie leckt den tau von ihren fingern.
innehalten.

dann setzt sie mit gewaltigen sprüngen
über das feld, voraus, voraus, voraus –
dem morgen entgegen!
:
ein schnurren hängt noch in der luft.

spark

like a fairy tale a spark / is tumbling in the dark
illuminating suddenly / a second to be free .


:

Manche Augenblicke bleiben wie eine Katze, die sich endlich entschlossen hat, auf den Schoß einer Fremden zu springen, um sich dann vorsichtig zusammenzurollen zu einem Seufzer.
Beim kleinsten Geräusch zucken und drehen sich die Ohren, immer wachsam. Die Pfoten tastend ausgestreckt, in der Luft traumtanzend.
Um Gedankenfunken.